Knödldraher und Sternpolka (29.04.2014)
Wer bayerische Musik mag, der ist beim Volkstanz richtig. “Die Figuren sind einfach und schnell gelernt”, sagt Josef Freundorfer, Vortänzer und Kassier des “Trachtenverein d'Horibergler” in Alkofen. Aus Walzer, Polka und Dreher leiten sich die meisten Schrittkombinationen ab. Ein wenig Übung und schon kann's losgehen.
Ist das wirklich so einfach, fragt sich der Zuschauer zweifelnd? Für den leidenschaftlichen Volkstänzer Freundorfer schon: “Schauen's her, da wird ja ganz oft marschiert oder der Mann draht's Dirndl!”, sagt er verschmitzt. Volkstanz ist für ihn jedenfalls nicht: Schautanzen. Nicht ums Vorführen, sondern ums Mitmachen sollte es gehen, findet er. Und Gelegenheiten gibt es viele, zum Beispiel am 17. Mai beim Steirisch-bayerischen Volkstanz ab 20 Uhr im Gasthaus Gutsmidl in Alkofen. Wer will, kann sogar vorher kostenlos zum Üben kommen, immer freitagabends ab 20 Uhr beim Gutsmidl.
Der 57-jährige Freundorfer kennt sich aus mit den historischen Brauchtums-Tänzen, die die Wanderarbeiter im 19. Jahrhundert aus dem bayerischen Tanzraum weitertrugen: den Knödeldraher aus Südtirol, die Sternpolka, die Kuckucks- und Kikerikipolka, den Landler und die niederbayerische Mazurka. Wird es Volkstänze in 100 Jahren noch geben? “Ja”, ist Freundorfer überzeugt. Er beobachtet die Szene seit rund 30 Jahren und bemerkt, dass das Interesse daran wieder zunimmt.
Ein Gedankenspiel: Warum sollt sich überhaupt jemand für Volkstanz statt etwa für die klassischen Standardtänze interessieren? “Bei uns geht's lustiger und ungezwungener zu”, sagt der Vortänzer überzeugt. “Man kommt schnell rein und findet überall Gelegenheit zum Tanzen. Einmal zuschauen und schon kannst mitmachen!” Wenn er dagegen den Standardtänzer beobachtet, fällt ihm immer wieder die verkrampfte Haltung auf. “Die sind oft so damit beschäftigt, die Figuren richtig zu tanzen und sich abzustimmen, dass der Spaß zu kurz kommt.”
Dennoch hat auch der Trachtenverein Alkofen Nachwuchssorgen, wie so viele Vereine. Die Kinder machen noch mit Begeisterung mit, doch die Jugendlichen springen später ab. Das ist bei den Freundorfers nicht anders: alle vier Kinder haben von kleinauf Volkstänze gelernt. Einige tanzen sie heute noch gerne, die andern, “die drücken sich”.
Quelle: Vilshofener Anzeiger, 29. April 2014; Originalfassung